Die Geschichte des Gedenkens

Die Luthergemeinde ohne ihren Pastor

Mit der Inhaftierung von Karl Friedrich Stellbrink ist die Luthergemeinde ohne eigenen Pastor und wird vertretungsweise durch andere Lübecker Geistliche notdürftig versorgt. Familie Stellbrink darf im Pastorat wohnen bleiben, muss aber über das Schicksal des Vaters und Ehemanns schweigen.

Nach dem Krieg gibt es zwei neue Pastoren: Die Geistlichen Gerhard Gülzow und Georg Pautzke sind als Flüchtlinge aus dem Osten nach Lübeck gekommen – so wie viele neue Gemeindeglieder auch. Der Kirchenvorstand der Luthergemeinde jedoch besteht noch lange in derselben Zusammensetzung wie während der Nazizeit fort. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und mit dem Schicksal von Pastor Stellbrink findet nur auf landeskirchlicher Ebene statt. Die Menschen im Stadtteil und in der Gemeinde haben mit dem alltäglichen Überlebenskampf zu tun.

 

Frühes Gedenken in der Herz Jesu Gemeinde

In der Herz Jesu Gemeinde hingegen spielt das ehrende Gedenken an die Hingerichteten von Anfang an eine große Rolle. Dass gemeinsam mit den Geistlichen 18 Laien der katholischen Gemeinde inhaftiert worden waren, hat sicher einen großen Anteil daran. Regelmäßig werden zur Todesstunde am 10. November Messen gefeiert. Die Erinnerung an den evangelischen Pastor Stellbrink ist Teil des Gedenkens, und seine Familie wird zu Veranstaltungen eingeladen.

 

Gedenkfeiern in den ersten Nachkriegsjahrzehnten

In der Lutherkirche gibt es in den 1950er und 1960er Jahren kleinere Gedenkfeiern anlässlich des Todestages, die häufig mit der Erinnerung an den Geburtstag Luthers am 10. November verknüpft werden. Ein erster großer ökumenischer Gottesdienst wird 1963 in der Katharinenkirche gefeiert, im November 1968 findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Marienkirche statt. In den 1970er Jahren wird es in Lübeck etwas stiller um die vier Lübecker Geistlichen. Vor allem in der Luthergemeinde ist Pastor Stellbrink kein Thema.

 

Großes Interesse zum 50 Jahrestag der Hinrichtung

Zum 50. Todestag 1983 jedoch gibt es umfassende Presseberichte und eine Ausstellung im Dom. Mitinhaftierte Laien, Zeitzeugen und Interessierte aus den katholischen Gemeinden Lübecks kümmern sich gemeinsam darum, die Erinnerung zu bewahren. 1983 gründen sie den "Arbeitskreis 10. November".  Bald treten auch Protestanten dem Arbeitskreis bei: Die Tochter von Karl Friedrich Stellbrink, Waltraut Kienitz, Pastorin Isabella Spolovjnak-Pridat von der Luthergemeinde und Pastor Jürgen Reuß von der Domgemeinde. Das gemeinsame ökumenische Gedenken wird zu einem zentralen Anliegen: So predigt Dompastor Reuß 1988 als erster evangelischer Geistlicher in einem katholischen Märtyrergottesdienst. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis entsteht 1993 die große Ausstellung „Lösch mir die Augen aus... Leben und gewaltsames Sterben der vier Lübecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus“, die im Burgkloster zu Lübeck gezeigt wird.

 

Formale Rehabilitierung von Karl Friedrich Stellbrink

Unter der Leitung von Bischof Karl Ludwig Kohlwage führt die Evangelische Kirche Nordelbien 1993 die formale Rehabilitation von Pastor Stellbrink herbei. In der Lutherkirche werden seither regelmäßig Gedenkgottesdienste für die Lübecker Märtyrer gefeiert. 2004 bringt der Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen das Seligsprechungsverfahren für die drei Kapläne auf den Weg.

 

Seligsprechung der drei Kapläne

Am 25. Juni 2011 wird die Seligsprechung von Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller mit mehreren 1000 Menschen auf der Parade in Lübeck vollzogen. Dabei wird des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink  ehrend gedacht. Ein festlicher Gottesdienst zu Ehren der vier Geistlichen wird am Vorabend mit Bischof Ulrich in der vollen Lutherkirche gefeiert.

2012 errichtet das Erzbistum Hamburg die Stiftung Lübecker Märtyrer. Die Herz Jesu Kirche erhält 2013 einen Anbau für eine neue Ausstellung und Gedenkstätte „Lübecker Märtyrer".

 

AKTUELLES

Vom 17. Juni bis 19. Juli 2024

Wanderausstellung: Ausgewiesen!
28. Oktober 1938 – Die Geschichte
der „Polenaktion“

Dauerausstellung »…ich kann dich sehen.«

Widerstand, Freundschaft und Ermutigung der vier Lübecker Märtyrer

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Gedenkstätte Lutherkirche

Moislinger Allee 96

23558 Lübeck

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