Johannes Prassek

1911 wurde Johannes Prassek in Hamburg geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen.

Früh war Prassek von dem Gedanken beseelt, Priester werden zu wollen. Da er aus einfachen Verhältnissen stammte, bedurfte er Unterstützung auch außerhalb der Familie. Er besuchte eine katholische Grundschule und wurde aufgrund seiner geistigen Wachheit aufs katholische Gymnasium übernommen. Die Rahlstedter Pastoren förderten ihn ebenso wie die dortigen Missionsschwestern in seiner Entwicklung. Sein Studium in Frankfurt und Münster finanzierte er mit Hilfe etlicher privater Darlehen, für die sich auch seine Mutter sehr engagierte. Schließlich bezog er 1935 das Priesterseminar in Osnabrück.

 

Erste Erfahrungen als Priester

Nach der Priesterweihe 1937 trat Prassek seine erste Stelle in Wittenburg/Mecklenburg an. Dort in der Diaspora traf er auf sehr schlichte Arbeitsbedingungen. Mit seinem volksnahen, herzlichen und zugleich charismatischen Auftreten gewann er viele Sympathien. Als er krankheitsbedingt nach einem Jahr die Stelle verlassen musste, schrieb ein Gemeindeglied an den zuständigen Bischof Berning: „Gebt uns unseren Kaplan wieder, bei den Katholischen und bei den Lutherischen beliebt. Einholen wollen wir ihn mit Fahnen und Kränzen mit Girlanden, er war ein Mann nach dem Herzen Gottes.“

 

Als Kaplan an der Herz Jesu Gemeinde

1939 trat Prassek seine Stelle an der Herz Jesu Kirche in Lübeck an. Sein Dienstvorgesetzter dort war der 25 Jahre ältere, politisch ängstlich-zurückhaltende Dechant Albert Bültel. In der Gemeinde gewann Prassek mit seiner zugewandten und offenen Art viel Zuneigung.

Der Kaplan hatte bereits während der Priesterausbildung Polnisch gelernt und setzte in Lübeck diese Kenntnisse für seelsorgerliche Gespräche mit Zwangsarbeitern ein. Persönliche Gespräche mit Zwangsarbeitern waren streng verboten und mussen deshalb heimlich geschehen.

 

Aufrecht und wahrheitsliebend

Schon immer war er ein eigenständig denkender, aufrechter Mensch. In Gesprächskreisen, Religionstunden und Predigten hielt er mit der Benennung von Missständen und Ungerechtigkeiten nicht hinter dem Berg. Mehrfach wurde er gewarnt, dass er sich zügeln müsse, wenn er nicht Ärger mit der Gestapo bekommen wolle. Daraufhin soll er geantwortet haben: „Wer soll denn sonst die Wahrheit sagen, wenn es nicht die Priester tun?“ Nachdem Prassek im Sommer 1941 Pastor Stellbrink kennengelernt hatte, freundeten sich die beiden Männer an. Prassek führte den Protestanten ein Stück weit in das katholische Lübeck ein.

 

Zugleich war Johannes Prassek auch ein entschlossener und zupackender Mensch. Während des Luftangriffs auf Lübeck Ende März 1942 war er ein unbeirrbarer Helfer im Kampf gegen das Feuer.

Aus den Erinnerungen von Gisela Thoemmes, geborene Gunkel:

„Kaplan Johannes Prassek war während der letzten beiden Schuljahre mein Religionslehrer. (…) Dankbarkeit für die schönen Seiten der Welt entsprach seinem freudigen Lebensgefühl, das sich nicht nur in seiner Lust zum Radfahren und Schwimmen ausdrückte.


Man konnte ihn auch in Lübecker Kirchenmusiken sehen. Er hatte, was für die damalige Zeit nicht selbstverständlich war, keine Schwellenangst, eine Kirche der anderen Konfession zu betreten, wenn die Musik ihn verlockte. Da konnte es geschehen in St. Jakobi, dass der evangelische Pastor am Ende des Konzerts an den Altar trat, ein freies Gebet gefolgt von einem 'Vaterunser' sprach, und schon hatte der katholische Kaplan 'aktiv teilgenommen' an einem protestantischen Gottesdienst, was noch in den 30er Jahren, gelinde ausgedrückt, sehr unerwünscht war. (...)


Meine Mutter erzählte, daß er mit Polinnen Verabredungen zu Beichtgesprächen träfe. (…) Der Treffpunkt war die Untertrave, wo er die Frauen aufforderte, ihr 'P' wegzustecken. - Sie mussten ein 'P' wie die Juden einen Stern auf ihrem Mantel tragen. Und dann flanierte man in dieser eher etwas schrägen Gegend, dem Lübecker Rotlichtviertel, wie ein Pärchen auf und ab.“

Statement von Stefan Kürle zu Johannes Prassek:

"Johannes Prassek liebte das Leben, die Menschen und auch die unbequeme Wahrheit.

Darauf und auf die Gefahr angesprochen entgegnete er: „ Aber einer muss doch die Wahrheit sagen.“

Stehen also auch wir auf gegen den wachsenden Faschismus und ausufernde Fremdenfeindlichkeit. Bezeugen auch wir unsere Solidarität mit Migranten und Menschen mit Behinderungen. Glauben auch wir nicht der Hetze selbsternannter Heilsbringer, sondern bauen in unserem Umfeld an einer gerechten Welt, die allen Menschen, gleich welcher Herkunft, ein Leben in Frieden und Würde ermöglicht."

 

Der Lübecker Kaufmann Stefan Kürle ist Sohn eines der mitangeklagten Laien und arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich im Lübecker Solizentrum für Flüchtlinge

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Dauerausstellung »…ich kann dich sehen.«

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