Die Glocken der Lutherkirche

Kirchenglocken rufen zum Gottesdienst und zum Gebet. Als 1914 der erste Gemeindesaal gebaut wurde, hatte dieser jedoch noch kein Geläut. Die kleinere der beiden stammte aus dem Jahr 1399 und hing bis dahin im Dachreiter der Katharinenkirche. Sie wurde nur angeschlagen, aber nicht geläutet. Die größere Glocke, 1510 gegossen von Hinrich van Campen, gehörte ursprünglich zum Geläut der 1819 abgerissenen Maria-Magdalenen-Kirche des Burgklosters und ist eine Leihgabe der Jakobigemeinde.


Neue Kirche, neue Glocken

Als 1937 die neue Lutherkirche fertiggestellt wurde, kamen neben den vorhandenen noch drei größere Glocken in den Turm, die in der Schwartauer Gießerei Ohlsen hergestellt worden waren. Sie waren jeweils mit der Jahreszahl 1936 und einem Hakenkreuz versehen und trugen folgende Sprüche: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ - „Wach auf, wach auf, du deutsches Land!“ - „Eine feste Burg ist unser Gott!“

 

Diese Glocken läuteten nicht lange auf dem Turm der Lutherkirche, sie wurden gegen Ende des Jahres 1941 abgenommen und zum Einschmelzen fortgebracht. Nur die kleine, nach ihrer Inschrift „Dominicus-Glocke“ genannte von 1510 durfte bleiben. Sie ist heute die zweitälteste aktive Glocke in Lübeck. Die ältere Glocke ist in die Katharinenkirche zurück gekehrt und heute Teil der dortigen Glockensammlung.


Metall für den Krieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche, teilweise auch bedeutsame Glocken und Bronzedenkmäler eingeschmolzen und damit vernichtet. Der größte Glockenfriedhof befand sich in Hamburg Veddel. Dorthin wurden etwa 90.000 Glocken geschafft, von denen gut 75.000 eingeschmolzen wurden. Am Ende des Krieges haben sich dort noch um die 15.000 Glocken befunden, die aber nur teilweise zurückgeführt werden konnten.

 

Für Pastor Stellbrink wird die Abholung der Glocken zu Waffenproduktionszwecken ein Gräuel gewesen sein, denn er war 1941 bereits ein Gegner des Krieges. Die Ablieferung von Kupfermünzen für Kriegszwecke unterlief er Zeitzeugenberichten zufolge, indem er gesammelte Münzen auf dem Dachboden der Kirche versteckt hielt.


Vom Glockenfriedhof auf den Turm der Lutherkirche

In den 1950er Jahren beschaffte der damalige Pastor Gerhard Gülzow drei Glocken aus den Dörfern Wotzlaff, Trutenau und Stüplau im Danziger Raum als Leihgabe vom Hamburger Glockenfriedhof. Auch diese Glocken sollten im Krieg eingeschmolzen werden, doch dazu war es nicht mehr gekommen. 2005 mussten sie wegen schwerer Schäden abgehängt werden. Die Glocke aus Wotzlaff ging ans Museum Haus Hansestadt Danzig in der Engelsgrube. Die größte Glocke kam ins Glockenmuseum Greifenstein und die kleine Glocke aus Stüplau steht heute vor der Lutherkirche.


Die neuen Glocken kommen aus Hamburg

Als Ersatz erwarb die Gemeinde 2006 drei Glocken der aufgelösten Heiligengeistkirche in Hamburg-Barmbek, die 1962 von Gebr. Rincker gegossen worden waren . Sie tragen die Inschrift: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ Zusammen mit der alten Dominicus-Glocke von 1510 erklingt das Geläut nun in fis'-gis'-h'-cis.

 

 

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